Nach drei gemeinsamen Alben mit den Geto Boys war es 1992 Zeit für das Debüt von Bushwick Bill. Und das weiß vor allem durch die kompromisslosen und harten Texte zu überzeugen. Auf meinem Album-Highlight "Call Me Crazy" stellt er beispielsweise bereits früh klar, dass man sich mit ihm besser nicht anlegen sollte. Auch der Horrorcore-Ausflug auf "Chuckwick" oder der Rundumschlag gegen den Ku Klux Klan auf "Letter From KKK" gehen in die selbe Richtung. Den textlich persönlichsten und intensivsten Moment gibt es allerdings auf "Ever So Clear", als er sehr bildlich nochmal die komplette Geschichte erzählt, wie er damals sein rechtes Auge verloren hat. Die dumpfen Beats geraten da durchaus etwas in den Hintergrund, bilden aber ein gutes Grundgerüst. Die ein oder andere langweiligere Nummer wie "Don't Come To Big" schleicht sich leider auch rein und ich hätte mir gerne noch ein oder zwei Tracks mehr wie "Call Me Crazy" gewünscht, ändert aber nichts am guten Gesamteindruck.
Location: Comtpon, California Label: Orpheus/Epic Records Besondere Features: Scarface
Nach ihrem sehr guten Album ''Straight Checkn 'Em'' sind Compton Most Wanted ein Jahr später auch gleich wieder am Start. Auf Innovationen wird soweit verzichte, sondern die Pfade des Vorgängers weiter beschritten. Bedeutet harte Rhymes von MC Eiht und ein Soundteppich bestehend aus 70er Jahre Soul Samples und West Coast Beats. Produziert wurde es erneut überwiegend von DJ Slip, diesmal haben auch viele andere DJs einen Teil am Producer Credit. Den Vorgänger finde ich noch ein bisschen besser, da der Sound dort unverbrauchter klingt, dennoch ist ''Music 2 Driveby'' fast auf dessen Level, da es ebenfalls ein gutes bis sehr gutes West Coast Album ist. Passend zum Titel ist es auch sehr gut zu einer Autofahrt sowie Chillen bei gutem Wetter geeignet. MC Eiht ist weiterhin auf der Höhe seines Games und die Produktion ist mehr als gelungen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich damals total gehyped auf das Album war und dann total enttäuscht war, weil ich eher Sounds á la ''The Chronic'' erwartet habe. Allerdings ist dieses Album der Beweis, dass man nicht zwingendermaßen G-Funk braucht, damit das Album auch nach der Left Coast klingt. Meine Favoriten sind der erste richtige Track "Hood Took Me Under", den wohl jeder GTA San Andreas Spieler dieser Welt kennt, und "Hoodrat".
Location: Houston, Texas Label: Cartel Records Besondere Features: /
Für das nächste Album geht?s ab nach Houston, Texas, wo im Sommer das Debütalbum von den Jungs des Trinity Garden Cartel veröffentlicht wurde. Produziert wurde das Ganze von D und den Jungs selbst, dabei bediente man sich wie viele ihrer Kollegen 60er/70er Jahre Soul und Funk Samples, einige der ersten Rap Songs von u.a. Kurtis Blow wurden aber ebenfalls wieder aufgegriffen. Thematisch gibt es hier keine großen Überraschungen, Waffen, die Hood und Gang Storys stehen auf der Tagesordnung, das macht aber nichts. Was am Ende das wichtigste ist, ist da die Musik und die stimmt hier definitiv. Über eine gute pre-Chronic Produktion zeigen die 3 Jungs bereits hier sehr gutes Rap Talent. Nicht jeder Song ist ein Hit, und im Falle von ''So Damn Tuff'' kann der Song sich auch etwas ziehen, dafür werden dem Hörer auch Leckerbissen wie der mit traumhaftem Piano unterlegte Titeltrack oder das dynamische und mitreissende ''It Ain't What It Used To Be'' geboten. Auf Skits wird verzichtet, lediglich die zwei Radio Version zweier Songs am Ende des Album sind unnötig, abgesehen davon ist das Album aber ein gutes Werk das ich mir auch regelmäßig anhöre.
Location: Vallejo, California Label: Sick Wid It Records Besondere Features: Little Bruce
Es scheint nicht ganz klar zu sein, wann das Album zum ersten Mal im Original erschienen ist. Da ich allerdings mehrfach auf den 07. Mai 1992 gestoßen bin, dürfte es in diesem Thread richtig sein. Bei The Click handelt es sich um eine richtige Familienangelegenheit. Die Gruppe aus Vallejo besteht aus dem Bay Area-Schwergewicht E-40, seinem Cousin B-Legit, seinem Bruder D-Shot und seiner Schwester Suga-T. Die letzten beiden haben allerdings (zurecht) deutlich weniger Auftritte als E-40 und B-Legit. Insgesamt auf jeden Fall ein gelungenes Debütalbum, das mit seinem funkigen Soundbild vor allem perfekt in den Sommer passt. Produziert wurde das Ganze von Mike Mosley und Studio Ton, die beide zu der Zeit sehr aktiv waren, sowohl für die Soloalben der The Click-Gruppenmitglieder, als auch für andere Rapper von der Westküste. Das Album startet mit "Let's Get Drunk" bereits sehr stark, generell gefällt mir die erste Hälfte besser als die zweite. "Street Life", "Old School" oder "Party In The V-Town" würde ich auch noch hervorheben. Ein paar langweiligere Nummern sind leider auch noch dabei, insgesamt überwiegt aber trotzdem der positive Gesamteindruck.
Location: Los Angeles, California Label: Priority Records Besondere Features: Das EFX
Nach zwei schon gut bis sehr guten Alben haute der Eiswürfel 92 sein drittes Album unter dem Titel ''The Predator'' raus. Passend zum Titel zieht Ice Cube hier wieder lyrisch in den Krieg gegen Ungerechtigkeiten, Missstände und Rassismus in der USA. Hierbei haben sich die Texte von Cube aber verbessert, so klingt er hier ein gutes Stück erwachsener als noch vorher, und klingt eher nach einem Gangsta mit Hirn als nach kopfloser Gewalt. Daneben hat er auch seinen Flow nochmal um ein Level verbessert und erreicht Raptechnisch auf diesem Album seinen Zenit; nie wieder hat Ice Cube so gut aggressive und elegant zugleich geflowt. Neben Eigenproduktionen bastelte vor allem DJ Pooh diesmal viele Beats, auch DJ Muggs von Cypress Hill hat hier und da seine Finger im Spiel. Insgesamt ist das Album eine konsequente Entwicklung des Vorgängeralbums, bedeutet P-Funk, pre-G-Funk Beats, die diesmal eine Spur besser und düsterer produziert wurden. Früher möchte ich das Album aus unbekannten Gründen nicht so, mittlerweile ist es wohl mein Lieblingsalbum von Ice Cube. Zu keinem Moment will man skippen, kein schlechter Track ist dabei, und es werden mehrere Hits geboten. Der wohl bekannteste Song und auch Ice Cubes bekanntester Hit ist ''It Was A Good Day'', der im starken Kontrast zu seinen sonstigen Sachen steht, aber gerade das macht den Song so stark. Zweifelsohne ein All Time Rap Song. Doch das Album hat noch mehr zu bieten. So werden gleich im ersten Track ''When Will They Shoot'' die ersten Opfer hinterlassen, ''Wicked'' geht mit einem dynamischen Beat einfach zu steil nach vorne und ''Dirty Mack'' ist ein gelungenes Soundgewitter. Wer den Rerelease besitzt, darf sich noch über einen Remix von ''Check Yo Self'' mit ''The Message'' Beat freuen, der 1993 als Single veröffentlicht worden ist und ein purer Ohrenschmaus darstellt. ''The Predator'' stellt den Gipfel für den wohl meistgesampleten West Coast Rapper aller Zeiten dar.
Location: New York Label: Def Jam Besondere Features: Erick Sermon
Reginald "Reggie" "Redman" Noble feierte 1992 auf den Schultern von Produzent Erick Sermon sein Debüt. Für die Scheibe "Wuut? Thee Album" haben beide ihre Hände auf den Beattisch gelegt und einen Mix aus Raw und Funk gebastelt, was man in ähnlichr Form ja schon von EPMD kennt. Von den Samples her wurde sich auch viel Funkadelic & Co bedient, was bis hierhin ja eher West Coast üblich war. Redman selbst steigt gleich zu Anfang mit einer großen Portion Selbstbewusstsein in den Ring und brennt mit dem ersten Track "Time 4 Sum Aktion" einiges nieder. Im später folgenden "Rated R" findet sich mein Albumfavorit, auf dem Redman diverse Horrorfilm Referenzen und lustige Lines spittet, über ein vor Funk triefendes Instrumental, das zur Krönung gekonnt ein Saxophon nutzt. Am Ende findet sich mit dem letzten Track "A Day Of Sooperman Lover" nochmal ein kleines Highlight. Hier kam Redman auf die ähnliche Idee wie MC Eiht aus dem Vorjahr, Johnny Guitar Watson für seinen Song (''Comptons Lynchin'' wieder aufzugreifen, was hervorragend funktioniert. Insgesamt macht das Album auch gut Spaß. Hier und da mag ein Beat etwas unspektakulär sein, mal kann es stören dass ein Track nur einandhalb Minuten lang ist, die Skiptaste bleibt aber verschont. Das Album unterscheidet sich meiner Meinung schon recht stark von den Standart Releases der East Coast aus '92.
Gefällt mir wieder ein Stück besser als der Vorgänger. Vor allem die Produktionen sind stärker als auf den ersten beiden Alben. Hervorheben würde ich "Hood Take Me Under", "Jack Mode", "Compton 4 Life", "Dead Men Tell No Lies", "N 2 Deep" mit Scarface, "Hoodrat", "U's A Bitch" und "Def Wish II".
Schon ein solides Debütalbum, finde aber das hier Kaum etwas spannendes passiert. Dümpelt größtenteils vor sich hin. Der Titeltrack ist aber definitiv großartig. Ansonsten würde ich wohl noch "Nothing Personal" und "I Ain't What It Used To Be" hervorheben.
Ice Cube ist so eine Sache bei mir. Lyrisch und technisch ist Cube auch hier wieder auf einem top Level, meiner Meinung nach werden ihm aber auch hier wieder die Produktionen nicht gerecht. Finde er ist halt seit seinem Solodebüt auf diesem 80er-Vibe hängen geblieben und hat die großartige Entwicklung um sich herum irgendwie etwas verpennt. Trotz allem sind hier ein paar Tracks die ich mir immer wieder anhören könnte, allen voran natürlich einer seiner besten Tracks "It Was A Good Day".
Location: Memphis, Tennessee Label: Wrap Records Besondere Features: -
Nach seinem starken Debütalbum "#1 Suspect" erschien direkt ein Jahr später das zweite Album von Gangsta Pat "All About Comin' Up". Leider herrscht hier nicht so eine einheitliche Atmosphäre wie auf seinem Debüt und auch vom Sound schlägt Pat hier in die ein oder andere Richtung, die mir nicht so gut gefällt. So gibt es hier von allem irgendetwas. Mit "Stay Away From Cali" und "Gangsta Boogie" gibt es zwei großartige Songs, bei dem Instrumental-Track "Gangsta Groove" wären Rap-Parts zu schön gewesen, "I'm Still The Gangsta" und "My Neighborhood" und die Reggae-Nummer "Watookmesolong" wissen ebenfalls zu gefallen und der Titeltrack sowie "My Neighborhood" sind eher durchschnittlich. Das wäre die positive Seite. Bei den Versuchen in andere Gefilde zu steuern bleibt dagegen nur die bereits erwähnte Reggae-Nummer positiv hängen. "Gangstas Need Love Too" klingt mehr nach LL Cool J als nach Gangsta, der Love-Song "Spend The Night" hat zwar ein anständiges Instrumental, Pat labert aber eigentlich nur vor sich hin und zwischendurch gibt es eine von einer Frau gesungenen Hook und das Rock-Crossover "Fatal Attraction" hätte auch nicht sein müssen. Insgesamt ein Album das sowohl Licht als auch Schattenseiten zeigt.
Geboren in Chicago, verschlug es Point Blank im Jahr 1990 nach Houston, wo er sich schnell der South Park Coalition um K-Rino anschloss. Nach zwei kleinen Auftritten auf dem Album der Terrorists, veröffentlichte er 1992 sein Debütalbum "Prone To Bad Dreams" über Bigtyme Recordz. Point Black zählt zu den härteren Rappern der SPC-Crew aus Texas und genau so klingt auch sein Erstling. Über düstere, teils bedrohliche Produktionen feuert Blank seine Reime ab und nimmt dabei kein Blatt vor dem Mund. Getreu dem schlichten, aber durchaus einprägsamen Cover und dem Albumtitel berichtet Blank hier über Kriminalität und den Gangsta-Lifestyle. Vor allem auf den ersten beiden Tracks "Point Blank" und "After I Die" wird eine unglaublich starke Atmosphäre aufgebaut. Obendrein wartet das Album mit nicht wenigen, namhaften Features auf, u.a. geben sich UGK, K-Rino, Klondike Kat, Ganksta NIP und 3-2 die Klinke in die Hand.
Sehe das eigentlich so ziemlich wie Trae. Suga-T ist ja glaube ich auch nur einmal drauf vertreten. D-Shot finde ich ehrlich gesagt gar nicht so verkehrt, wirkt im Vergleich zu B-Legit und vor allem E-40 was Stimme und Flow angeht halt etwas zu normal. Erstaunlich finde ich auch, dass bereits hier Sounds vom Jahre später entstehenden Hyphy zu hören sind ("Mic Check", "She Was Only 16". Favorit ist für mich direkt zu Beginn "Let's Get Drunk".
Location: Hayward, California Label: Jive Besondere Features: -
Nachdem Westcoast-Rapper Spice 1 bereits ein Jahr zuvor die EP "Let It Be Known" veröffentlichte, erschien 1992 sein selbst-betiteltes Debütalbum. Dieses sticht nicht durch Einzeltracks, sondern durch eine einheitliche und roughe Atmosphäre sowie die guten Ghetto-Stories von Spice 1 selbst. Viel mehr braucht zu eigentlich auch nicht mehr gesagt werden. Westcoast-Liebhaber kommen an diesem eigentlich nicht vorbei.